Gerd Sonntag, geb. 1954 in Weimar - lebt in Berlin                                                                                              

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"Gerd Sonntag", Bilder, Kunst, Maler, artist, art, pinturas, pintor, 

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"Kastor und Pollux - Die Deutschen Zwillinge"   von 1987

Das Bild befindet sich in einer Privatsammlung..
Es war zu sehen in folgenden
Ausstellungen:

1988

Berlin
Galerie Pankow,
"Gerd Sonntag", Personalausstellung

Berlin
Ephraimpalais,
"Der Eigene Blick"- Kuratoren stellen vor, Katalog,
Beitrag: Klaus Killisch, Gerd Sonntag

London
City Artist's Gallery
"Gerd Sonntag", Personalausstellung

Frankfurt /0.
Zentrum für Künstlerische Werkstätten
"Stand der Dinge", Katalog

1989

Berlin
Altes Museum, Beteiligung
M. Kunert, Klaus Killisch, Neo Rauch, W. Smy, Gerd Sonntag

Havanna
Museo Nacional des Bellas Artes
selbe Ausstellung wie oben, Katalog

New York 
Castillo Cultural Center
"Gerd Sonntag - "Woman alone", Personal-Ausstellung

(Gemeinschftsprojekt: "200 Jahre Französische Revolution" . Jochen Berg, Theater /  Heiner Müller, Theater / Gerd Sonntag, Ausstellung)

1990     

New York
The Brooklyn Museum of Art
"Gerd Sonntag - Paintings", Personal-Ausstellung

1992

Sunderland
Northern Centre for Contemporary Art
"Turning Points"
Wanderausstellung durch britische Museen (Bet)

Carlisle
Tullie House Art Museum
"Turning Points"

1993    

Edinburgh
The Mackintosh Museum
"Turning Points", Katalog, Buch

1995    

Berlin
Haus am Lützowplatz
"5 Jahre Danach", Deutsche Kunst nach 1990

1998    

Berlin
Konrad Adenauer Stiftung KUNST
"89/98" (S.Herrmann, K.Killisch, G.Sonntag)

2001

Cappenberg
Schloß Cappenberg, Kunstverein
"Kassandrarufe - Kritische Kunst in der DDR" (Kat. in Buchform)

2020

Otto-Müller-Museum der Moderne, Schmalkalden
05. September 2020  - 05. Dezember

"Überland -100 Jahre Kunst in Thüringen"

 

 

"Kastor und Pollux - Die Deutschen Zwillinge", Das prophetische Bild von 1986 / 87

Das Bild wurde Anfang 1987 von dem damals in Ostberlin arbeitenden Künstler Gerd Sonntag beendet, als ein Ende des Kalten Krieges noch nicht zu erkennen war.
Das von hellem Gelb zum Dunkel hin aufgebaute Gemälde verweist auf ein Gesellschafts-Phänomen wie auf ein persönliches Geschehen. Es hebt ab von der Enge des Entstehungsortes und behandelt doch die Enge, in der Menschen sich befinden können. Man möchte meinen, deutsch-deutsche Zwanghaftigkeit wird hier vom Künstler wie ein sexueller Albtraum dargestellt und so vom Ich des Künstlers abgeworfen.

"Kastor und Pollux, deutsch" - verbunden und getrennt in ihrem Lebensraum und ihrer Lebenszeit, den Apfel der Erkenntnis und des großen Appetites in der einen Hand, den Pimmel in der anderen, so zeigen sich die beiden Protagonisten, gedrängt auf engster Vorführ-Fläche. Links und rechts wird der Bildrand von den Körpern tangentiert. In diesem Bild des Anspielens auf Selbstbefriedigung dominieren die kindhaft übergroßen Köpfe  - ein Wurf mit künstlerischem Selbstverständnis, fern der ideologisierten Sicht.

Ein Bild der Deutschen Einheit und der deutschen Teilung
Es ist (nach der Auswanderung von AR Penck) eines von sehr wenigen Bildern, welche innerhalb der DDR gemalt, das Problem der deutschen Teilung aus nicht DDR-gemäßer Sicht ansprachen. Ein damals umstrittener Eröffnungsredner der ostberliner Szene, Christoph Tannert, bezeichnete es während einer Vernissage in Pankow 1988 als das erste ausgestellte politische Bild der nichtkonformen Malerei in der DDR. In den zu DDR Zeiten stattgefundenen Ausstellungen in Berlin-Ost und Havanna, durfte der Bildtitel nur als "Kastor und Pollux, deutsch" veröffentlicht werden.

Die proletarisch-bürgerliche deutsche Dauer-Neurose
Gemalt in den dominierenden Farbwerten Schwarz-Rot-Gelb. Zu sehen sind die getrennt am Tag oder in der Nacht lebenden, aber von einander abhängigen Brüder Kastor und Pollux als sich selbst befummelnde Riesen-Jungens, winzige Weich-Räder tretend. Deutschland Ost und Deutschland West. Halbgötter sein wollend?müssend? Existenzen-Teilung? Seit der historisch genannten Stunde Null für immer getrennt verbunden? Vergangenheit und Gegenwart in einem Bild? Ein 1987 vom Maler beobachteter oder ein von ihm visionierter Zustand?

deutsch-deutsche Selbstbeschäftigung
Das Bild bietet einerseits einen künstlerisch gewagten Konter zu offizieller, DDRstaatlicher Propaganda, andererseits verrät es eine Sicht auf die deutsch-deutsche Kunstorientierung jener Zeit, die entstandene Abhängigkeit und masturbantische Veranlagung deutsch-deutscher Literaten und einer inner-deutsch orientierten Künstlergeneration in der Zeit des Kalten Krieges.

W.Meyke, 2002  

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